Lebensmitte & Identität: Ich habe so viel gegeben – und jetzt?
- Franziska Gillmann
- 24. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Juli
Kennst du diesen stillen Moment, wenn plötzlich alles ruhig wird – keine To-do-Listen mehr, keine Kinder, die etwas von dir wollen, kein Chef, keine E-Mails, keine Beziehung, die dich fordert. Es ist still. Und du fragst dich: Wer bin ich eigentlich noch, wenn niemand etwas von mir will?

Ich habe so viel gegeben - und jetzt?
Viele Frauen in der Lebensmitte erleben genau diesen Bruch. Sie haben Jahrzehnte lang gegeben, sich gekümmert, Verantwortung übernommen. Für Familie, für den Job, für andere Menschen. Sie waren stark, zuverlässig, leistungsbereit. Und plötzlich verändert sich alles. Die Kinder gehen aus dem Haus. In der Beziehung ist es stiller geworden. Der Beruf, der einst Sinn gegeben hat, fühlt sich leer an. Und zurück bleibt diese Frage: "Was bleibt von mir übrig, wenn ich niemandem mehr diene?"
Zwischen Freiheit und Leere: Das grosse Vakuum
Die neue Freiheit fühlt sich nicht immer leicht an. Denn mit ihr kommt eine Leere, die verunsichert. Es ist, als würdest du an einem Wendepunkt stehen – bereit für etwas Neues, aber ohne Landkarte.
Das Gefühl, über Jahre alles im Griff gehabt zu haben, weicht einer neuen Unsicherheit. Und oft mischt sich auch ein diffuses Schuldgefühl hinein: Darf ich mir wirklich erlauben, jetzt an mich zu denken? Mein Leben nach meinen Vorstellungen zu gestalten?
Viele Frauen sind so sehr in ihren Rollen aufgegangen, dass sie sich selbst darüber vergessen haben. Und wenn diese Rollen wegfallen, bricht auch ein Stück Identität weg.
Hinzu kommt die berufliche Komponente: Viele Frauen arbeiten nach wie vor, doch ihre Aufgaben fühlen sich zunehmend bedeutungslos an. Sie erleben junge Vorgesetzte, flache Hierarchien, sich ständig ändernde Prozesse – und ein Gefühl, das sich langsam einschleicht: "Ich gehöre hier irgendwie nicht mehr ganz dazu." Die Arbeit, einst Quelle von Stolz und Zugehörigkeit, wird zum neutralen Pflichtprogramm.
Doch genau hier liegt der Anfang deiner Transformation. Der Moment, in dem du beginnst, dich mit deinem inneren Kompass zu verbinden. Der Moment, in dem du nicht mehr auf das Aussen reagierst, sondern dich bewusst dem Innen zuwendest.
Acht Impulse, wie du dich neu entdecken kannst:
Erkenne an, was du geleistet hast. Du hast so viel gegeben, getragen, geliebt. Halte einen Moment inne und würdige deinen Weg. Diese Anerkennung ist der erste Schritt zurück zu dir.
Tipp: Schreib dir einen Brief, in dem du dir selbst dankst.
Erlaube dir, nicht sofort Antworten zu haben. Du musst nicht sofort wissen, wie dein neues Leben aussieht. Die Orientierung darf wachsen – aus deinem Innersten heraus. Tipp: Gib dir Raum zum Innehalten, statt dich unter Druck zu setzen. dich mit deiner inneren Stimme zu verbinden – bevor du ins Aussen gehst.
Spüre: Was nährt dich – was leert dich? Frage dich: Was gibt mir Energie? Was saugt mich aus? Beginne, danach Entscheidungen zu treffen. Tipp: Führe 4 Wochen lang ein Energie-Tagebuch.
Baue eine neue Beziehung zu dir selbst auf. Wie sprichst du mit dir? Wie sorgst du für dich? Dein innerer Dialog ist der Schlüssel zu neuer Selbstführung. Tipp: Beginne den Tag mit einer positiven Botschaft an dich.
Lass los, was dir nicht mehr dient. Ob alte Glaubenssätze, Verpflichtungen oder Gewohnheiten – du darfst wählen, was bleiben darf. Tipp: Notiere, was du nicht mehr mitnehmen willst in dein neues Kapitel.
Erinnere dich an deine Träume von früher. Was hat dich als junge Frau begeistert? Was wolltest du immer schon tun – hast es aber nie gewagt? Tipp: Hol ein altes Foto von dir hervor – und frage: Was wollte sie damals?
Kultiviere Selbstverbindung statt Selbstoptimierung. Es geht nicht darum, noch besser zu funktionieren. Es geht darum, dich wieder zu spüren – und dir zu vertrauen. Tipp: Verbringe täglich 10 Minuten nur mit dir, ohne Ziel oder Aufgabe.
Gestalte ein neues Fundament – bewusst und frei. Du musst dich nicht neu erfinden. Du darfst dich erinnern. Und daraus ein Leben kreieren, das dich wirklich erfüllt. Tipp: Frag dich: "Was brauche ich, damit mein Leben sich echt anfühlt?" Manchmal musst du erst beginnen mit loslassen, um zu erkennen, dass du selbst das Wertvollste bist, was bleibt.
Fazit: Du bist nicht verloren – du bist unterwegs zurück zu dir
Vielleicht fühlt es sich gerade an, als würdest du im Nebel stehen. Doch dieser Nebel ist Teil deiner Rückverbindung. Du bist nicht zu spät dran. Du bist nicht falsch. Du bist auf dem Weg, dich neu zu entdecken – frei von alten Rollen, Erwartungen und Masken.
Und ja, vielleicht bist du noch im Beruf, funktionierst Tag für Tag – aber innerlich ist da ein Ruf, eine Sehnsucht. Nimm sie ernst. Du darfst dich neu ausrichten, auch wenn im Aussen scheinbar alles noch "funktioniert".
Du darfst jetzt wählen, wer du sein willst. Du darfst jetzt gestalten – nicht mehr aus Pflicht, sondern aus Freude. Du darfst jetzt leuchten – nicht für andere, sondern für dich.
Vielleicht zum ersten Mal in deinem Leben.
Schön, dass es DICH gibt! Herzensgrüsse Franziska
P.S. Ein neues Kapitel beginnt nicht im Aussen. Es beginnt in dir.
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